Arbeit und Gerechtigkeit

Soeben ist der Call for Papers für die Tagung des Forums Sozialethik im September 2011 veröffentlicht worden. Das Thema: „Arbeit – ein Schlüssel für soziale Gerechtigkeit?“ Ich zitiere:

Heute erleben wir einen fortschreitenden Strukturwandel der Arbeitswelt von einer eher homogenen, tendenziell volkswirtschaftlich orientierten Industriegesellschaft, hin zu einer mehr heterogenen Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft, unter den Bedingungen globaler Mobilität und internationaler Konkurrenz. Stichworte wie prekäre Arbeit, Mindestlohn oder gerechte Löhne tauchen in aktuellen Debatten erneut unter veränderten Vorzeichen auf.

Das Forum Sozialethik 2011 will den vielfältigen Fragen und Herausforderungen nachspüren, die sich in Bezug auf die moderne Arbeitswelt für eine christliche Sozialethik ergeben.

Alles Weitere hier.

Wikileaks medienethisch – Teil 2

Neben den hier schon erwähnten Interviews bzw. Kommentaren zu Wikileaks sind noch zwei dazu gekommen:

  • Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (z.B. hier verarbeitet)
  • Interview mit „Publik Forum“ (erscheint noch)

Die Überschrift über den Interviews („Moralisch Zweifelhaft“) könnte nahe legen, dass ich Wikileaks in Bausch und Bogen verdamme. Das stimmt nicht. „Moralisch zweifelhaft“ bedeutet, dass man hinsichtlich einiger Probleme in und um Wikileaks (z. B. Informantenschutz, Geheimnisverrat um des Verrats willen, keine Abwägung, welche Folgen eine Veröffentlichung hat…) sinnvoll Fragen kann, ob das etablierten und für gut befundenen sittlichen Standards entspricht oder man das Ethos hinter Wikileaks auf seine Moralität hin prüfen kann und sollte. Mein Statement dazu lautet kurz: Die Idee, das politisches und staatliches Handeln im Prinzip transparent sein muss, ist OK und politisch-ethisch etabliert; das ist und muss auch ein Kampfplatz sein, auf dem gegen Bemühungen, Politik hermetisch zu veranstalten, vorgegangen wird . Wikileaks überreizt aber das Prinzip und es besteht die Gefahr, dass sich hier Aufklärung in sein Gegenteil verkehrt.

Zur ethischen Problematik von Wikileaks sind in der Zeitungs- und Hörfunklandschaft inzwischen unzählige Beiträge entstanden, die sich kaum mehr systematisieren lassen. Interessant fand ich z. B.

Neue Generation im Internet – grenzenlos frei?

amosGerade erschienen ist das Amosinternational-Heft Nr. 3 (2010) zum Thema „Neue Generation im Internet – grenzenlos frei?„. Mir wurde die Gelegenheit gegeben, das Schwerpunktthema des Heftes zu konzipieren; ich konnte für eine empirische Perspektive Claudia Lampert und Jan Schmidt (Hans-Bredow-Institut, Hamburg) gewinnen, die Gewaltproblematik hat Petra Grimm (Hochschule der Medien, Stuttgart) beleuchtet (die man gestern Abend in 3Sat „Scobel“ sehen konnte) und die medienpädagogische Thematik erläutert Andreas Büsch (Kath. Fachhochschule, Mainz). Einen Beitrag zur Netzpolitik habe ich selbst beigesteuert.

Richard Geisen (Redaktion Amosinternational, Kommende Dortmund) führte zudem ein interessantes Interview mit Christoph Schuck (Universität Dortmund) zu Nutzen und Missbrauch des neuen Internets in internationaler Perspektive.

Amosinternational ist keine wissenschaftliche Zeitschrift im engeren Sinne, sondern hat den Anspruch, in verständlicher Weise soziale und gesellschaftliche Themen zu beleuchten. Daher eignet sich dieses internetethische Themenheft gut für Erwachsenenbildung und medienethische Einführungsseminare in Universität und Schule.

Das Heft (56 S.) kann einzeln für 12,90 € hier bestellt werden.

Die Titel und die Literaturangaben im Überblick:

  • Lampert, Claudia; Schmidt, Jan-Hinrik (2010): Jugendliche im Social Web. Empirische Befunde zu Nutzungspraktiken. In: Amosinternational, Jg. 4, H. 3, S. 3–10.
  • Grimm, Petra (2010): Gewalt im Internet. Eine medienthische Herausforderung. In: Amosinternational, Jg. 4, H. 3, S. 11–17.
  • Filipović, Alexander (2010): Netzpolitik – Überblick und sozialethische Perspektiven einer Politik des neuen Internets. In: Amosinternational, Jg. 4, H. 3, S. 18–23.
  • Büsch, Andreas (2010): Medienerziehung 2.0. Neue Antworten auf neue Herausforderungen? In: Amosinternational, Jg. 4, H. 3, S. 24–33.
  • Schuck, Christoph (2010): „Autoritären Systemen die Maske herunterziehen“. Gespräch mit Christoph Schuck über Nutzen und Missbrauch des Web 2.0. Interviewer: Richard Geisen. In: Amosinternational, Jg. 4, H. 3, S. 34–41.

Lolfbmoments, Lamebook und Socialfail als „Pleiten, Pech und Pannen“ des Web 2.0-Zeitalters

Ganz verschwiegen hatte ich bisher mein Interview bei Radio Fritz im Juli 2010. Radio Fritz ist der Jugendsender vom rbb und die Sendung, in der ich interviewt wurde, heißt „Trackback„, eine sehr interessante Sendung rund um Internetthemen (Folge 186, hier zum Hören, ca. 23:19-28:45). Es ging um eine medienethische Bewertung von Seiten, die mehr oder weniger peinliche und lustige Facebook-Einträge und -Fotos auf ihre Seiten hochladen; quasi ein Failblog.org nur für Fails in Sozialen Netzwerken. Ein Beispiel (von failblog.org) hier und eine Zusammenstellung mehrer Beispiele bei den blog.rebellen hier.

Der Moderator der Sendung wollte ein bißchen den erhobenen Zeigefinger haben, was ja nun eigentlich nicht meine Idee von Medienethik ist. Klar ist, dass die Grenze dort gezogen werden muss, wo Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Das ist aber selten der Fall, da die Namen und Bilder meist gut unkenntlich gemacht werden. Hängen geblieben ist vielleicht meine Idee, dass diese Seiten eine Weiterentwicklung der „Pleiten, Pech und Pannen“-Shows sind. Dahinter steckt der Gedanke, dass die Missgeschicke des Alltags erst durch die Videokamera aufbewahrt und weitergegeben werden konnten. Im Alltag des Social Webs entstehen ähnliche Missgeschicke, die natürlich eher kommunikativer Slapstick sind. Der Screenshot ist also die Technik der Aufbewahrung und Seiten wie socialfail.de die Sendung analog zu „Pleiten, Pech und Pannen“ (ohne Raabe und ohne Max Schautzer).

Ein Kommentar noch zum Radiointerview  selbst: Die eigene Stimme zu hören ist wie immer sehr seltsam und man fragt sich, warum man eigentlich nicht wie gedruckt redet… Sam in einem Review der gleichen Sendung (auch sie wurde interviewt) ist also so ungefähr beizupflichten.

Freundschaft im Web 2.0

Verändert sich unser Begriff von Freundschaft im Neuen Netz? Am 12.06.2010 bin ich zu einem Vortrag und der Leitung einer Gesprächsrunde zum Thema “Freundschaft im Web 2.0″ in die Kath. Akademie München eingeladen. Bei der Tagung geht es um “Freundschaft – Band fürs Leben. Aktualität einer besonderen Beziehung“. Es verspricht ein interessantes Programm zu werden, bisher ist aber noch nichts veröffentlicht worden (ich habe nur einen Entwurf gesehen).

Nun zeichnet Freundschaft sich ja durch Ortlosigkeit aus: Wir haben eine Intuition, was das ist und das es etwas Gutes ist, aber das Bezeichnete lässt sich schwer fassen (vgl. die Studie von Silvia Bovenschen „Die Bewegungen der Freundschaft“) und verflüssigt sich im Moment des (theoretischen) Zugriffs. Bei Luhmann kann man lernen, dass es um einen sozialen Begriff von Zusammengehörigkeit ging und in diesem Sinne „Freundschaft“ eine doppelte Zielrichtung der Integration persönlicher wie auch sozialer Beziehungen hatte (hatte! – alles alteuropäische Semantik).Vgl. dazu die interessante Studie: Kersten, Catrin (2008): Orte der Freundschaft. Berlin: Kulturverl. Kadmos (Kaleidogramme, 22)

In der modernen differenzierten Gesellschaft verliert Freundschaft in mindestens sozialer Hinsicht sein integrierendes Moment, ohne aber dabei das soziale Moment überhaupt einzubüßen. Nähe, auch körperliche Nähe (auch Männer umarmen ja ihre Freunde und klopfen sich zum Zeichen, dass die Umarmung abzubrechen ist, einander kräftig auf die Schulter…), Beziehung, die Tendenz, Sachverhalte und Probleme persönlich zu verhandeln, die Akzeptanz einer bestimmten Verpflichtung im Rahmen einer Freundschaft usw. prägen nicht mehr die Ordnung der Gesellschaft, bleiben aber natürlich persönlich relevant und beruhen natürlich auf sozialen Konventionen, Traditionen, Geschichten und Überlieferungen.

Ob das alles auch im Neuen Netz gilt? Ich vermute schon. Die Erwartungen an Freundschaften werden sich zwar verändern (wie sie es schon immer getan haben), aber die Netzartigkeit der Freundschaft wird zunächst nichts daran ändern, dass es sich immer noch um Freundschaften handelt.

Aber das sind nur erste Überlegungen. Ich habe zwei Texte, die mir weiterhelfen. Vielleicht hat der ein oder andere ja noch einen Hinweis:

  • Schmidt, Jan-Hinrik; Hasebrink, Uwe; Paus-Hasebrink, Ingrid (Hg.) (2009): Heranwachsen mit dem Social Web. Zur Rolle von Web 2.0-Angeboten im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Berlin: Vistas-Verl. (Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, 62), S. 268-277.
  • Schmidt, Jan-Hinrik (2009): Die Kinder von XING und ICQ. In: neue gespräche, H. 6, S. 14–17.

Ethik der Entwicklung – Call for Papers (Forum Sozialethik 2010)

Soeben ist der Call for Papers für die Tagung des Forums Sozialethik 2010 zum Thema „Ethik der Entwicklung“ veröffentlicht worden.

Was ist das Forum Sozialethik?

Das Forum Sozialethik ist eine Initiative junger Sozialethikerinnen und Sozialethiker und dient dem Austausch von Nachwuchswissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen (Promotion, Habilitation, Privatdozenten und -dozentinnen) sowie fortgeschrittenen Studierenden des Faches Sozialethik im deutschsprachigen Raum. Interessierte benachbarter Disziplinen sind herzlich willkommen. Weitere Informationen unter www.forumsozialethik.de.

Alle weiteren Informationen auf der Tagungswebsite.

Wohlfahrtsverantwortung?

die-erosionIm Rahmen einer Arbeitstagung zum Thema „Die Erosion des Normativen. Fachtagung zu den Beschäftigungsverhältnissen in Wohlfahrts-verbänden“ (01.10.2009, 10:00 – 18:00 Dorothee-Sölle-Haus, Königstr.54, Hamburg) geht es um die konkreten Arbeitsbedingungen in den kirchlichen Wohlfahrtsdiensten und um die für die Zukunft der gesellschaftlichen Wohlfahrtsorganisation relevanten gesellschaftspolitischen Fragen. Konkreter: Wenn Diakonie und Caritas zu „Sozialkonzernen“ unter unsicheren politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden… was bedeutet das für das Selbstverständnis dieser Verbände und allgemein für unseren Sozialstaat?

Veranstaltet wird die Tagung vom Hamburger Institut für Sozialforschung und der Evangelische Akademie der Nordelbischen Kirche.

Bei der Tagung halte ich einen Vortrag zum Thema „Was ist heute Wohlfahrtsveranwortung?“. Dabei geht es um die Frage, wer in der Verantwortung für die Wohlfahrt der Gesellschaft steht. Weder hat der Staat die alleinige Verantwortung noch kann alle Verantwortung auf die Einzelnen „geschoben“ werden. Vielmehr ist sozialethisch (Subsidiarität und Beteiligungsgerechtigkeit!) von einer gestuften und verschränkten Verantwortungsteilung auszugehen.Vgl. Heimbach-Steins, Marianne (2007): Wohlfahrtsverantwortung. Ansätze zu einer sozialethischen Kriteriologie für die Verhältnisbestimmung von Sozialstaat und freier Wohlfahrtspflege. In: Dabrowski, Martin; Wolf, Judith (Hg.): Aufgaben und Grenzen des Sozialstaates. Paderborn, München, Wien, Zürich: Schöningh, S. 9–42. Mein Beitrag zielt also auf eine normative Unterfütterung der institutionellen christlichen Wohlfahrtstätigkeit und auf einen christlich-sozialethischen Beitrag zur Sozialstaatsdiskussion.

Nähere Informationen auf dieser Website und im Flyer (*.pdf). Vgl. auch die Ankündigung bei forumsozialethik.de.

Medien, Technik und Bildung

Medien, Technik und BildungHeute kam mit der Post mein Belegexemplar des Buches „Medien, Technik und Bildung“ (hg. von Michael Wimmer,  Roland Reichenbach und Ludwig Pongratz; Verlagsseite, Amazon). Sehr interessante Beiträge versammeln sich hier, die vor allem medien- und bildungstheoretisch von Interesse sein können. Der Klappentext:

„Medien sind zu einem Thema geworden, das als inhaltliche Querdimension alle Sparten der Erziehungswissenschaft betrifft. So ist das Verhältnis zwischen Medien, Technik und Bildung einerseits zwar ein zentraler Bezugspunkt der erziehungswissenschaftlichen Diskussion. Andererseits bleiben aber dabei der Medienbegriff sowie sein innerer Zusammenhang mit dem Bildungsbegriff zumeist diffus und widersprüchlich. Das Konzept der »Medienkompetenz« als Antwort auf die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien erscheint deshalb unzureichend. Ziel dieses Bandes ist es, die Bedeutung der neuen Medientechnologien und ihre Herausforderungen für die Pädagogik zum Gegenstand der bildungsphilosophischen Analyse und Diskussion zu machen.

Trotz des aufgeklärten Bewusstseins über die Wichtigkeit und die Bedeutung der neuen Medien sind die bildungstheoretischen Implikationen bisher nur unzureichend bedacht worden. Die in diesem Band versammelten Beiträge nähern sich diesen Fragen in vier Zugängen, in denen jeweils verschiedene Relationen im Zentrum stehen: Medien und Technik, Medien und Bildung, Film und Bildung sowie Medien und Ethik.“

Der Band präsentiert die Beiträge der Herbsttagung der Kommission Bildungs- und Erziehungsphilosophie in der Sektion Allgemeine Erziehungswissenschaft der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Thema der Tagung: “Medien, Technik und Bildung” (1.-3.10.2007).

Mein Beitrag in dem Band (Filipović, Alexander (2009): Literacy und die Bedeutung gesellschaftlicher Beteiligung. Medien- und bildungsethische Überlegungen. In: Wimmer, Michael; Reichenbach, Roland, Pongratz, Ludwig (Hrsg.): Medien, Technik und Bildung. Paderborn: Schöningh (Schriftenreihe der Kommission Bildungs- und Erziehungsphilosophie der DGfE) S. 159-173) thematisiert die Bedeutung von Medien für die gesellschaftliche Inklusions- bzw. Exklusionsproblematik. Über eine Schärfung des Begriffs „literacy“ wird gezeigt, dass medien- und bildungsethische Überlegungen integriert werden können. Als normativer Schlüssel für beide Bereiche fungiert die Frage nach der Gerechtigkeit gesellschaftlicher Partizipation (Beteiligungsgerechtigkeit). Damit wird auch versucht, den Status der Medienethik als wissenschaftliche Disziplin zu klären und ihre interdisziplinären Anknüpfungspunkte aufzuzeigen. Weitere Informationen dazu hier.

Öffentliche Kommunikation in der Wissensgesellschaft – die Tag Cloud

Das ist herausgekommen, als ich das Einleitungskapitel meiner Dissertation mit Wordle.net in eine Tag Cloud verwandelt habe. Faszinierend. (Hier gibt es die größere Version.)

 

 

Forum Sozialethik 2008 zu „Freiheit – Sicherheit – Risiko“

Das Programm zur Tagung 2008 des Forums Sozialethik (8.-10.  September 2008) ist heute veröffentlicht worden. Thema: „Freiheit – Sicherheit – Risiko: Christliche Sozialethik vor neuen Herausforderungen” (vgl. auch meinen Hinweis zum Call for Papers). Hier ein paar meiner Meinung nach besonders spannende Themen:

  • Paradigmen sozialer Freiheit im politisch-ethischen Diskurs – eine Grundlegung, Johannes J. Frühbauer (Augsburg)
  • Das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit in der politischen Philosophie von Hobbes und Kant, Andrea Keller (Hamburg)
  • Die Rückkehr des Leviathan oder wie der globalisierte Terrorismus die labile Balance zwischen Sicherheit und Freiheit im demokratischen Rechtsstaat (zer-)stört, Oliver Hidalgo (Regensburg)
  • Religionsfreiheit als Sicherheitsrisiko? – Kulturalistische und politische Erklärungsversuche sozialer Konflikte des 21. Jahrhunderts, Katja Winkler (Münster)
  • Die gesellschaftliche Rhetorik von Sicherheit – eine Herausforderung für die Medienethik und die politische Ethik, Edeltraud Koller (Linz)

Das ganze Programm ist sehr vielversprechend. Informationen zur Tagung und zum Forum Sozialethik hier.