Privatsphäre und Identität in der digitalen Welt – Wissensshow in München

Screenhot von http://www.digital-ist.de/

Kommenden Montag bin ich „Live-Experte“ bei einer Wissensshow (@wissensshow) zum Thema „Wer sind wir im Netz – Privatsphäre und Identität in der digitalen Welt“ in München (19 Uhr, Fraunhofer-Haus). Hier gibt es alle Infos. Bei der Wissensshow handelt es sich um eine alternative Art und Weise von Wissenstransfer, bei der die Zuschauerinnen und Zuschauer live im Saal Interaktionsmöglichkeiten bekommen. Der SWR hat eine kleine Erklär-Reportage zu den Wissensshows gemacht. Und Eindrücke aus vergangenen Veranstaltungen gibt es auf der Facebook-Seite.

Worum geht’s genau? Ich zitiere aus der Ankündigung für den Termin am 7. Juli:

Was ist privat im Internet und was nicht? Was bedeutet uns Privatsphäre? Wer entscheidet, was öffentlich sein muss und was nicht?

Es braucht informationstechnische Lösungen und einen ethischen Diskurs. Aus diesen beiden Blickpunkten diskutieren der Innovationsmanager Jan Henrik Ziesing und der Medienphilosoph Alexander Filipovic. In Film-Einspielern werden Ausschnitte aus Interviews mit der Politikerin Marina Weisband, dem Science Fiction-Autor Bruce Sterling, dem Soziologen Dirk Helbing, dem Netzaktivisten Markus Beckedahl, dem Journalisten Dirk von Gehlen und anderen gezeigt. Letztendlich ist das Publikum gefragt, Meinungen zu äußern und Ideen zu diskutieren: Wie weit wollen und sollen wir mit unserer digitalen Selbstdarstellung gehen?

Die Veranstaltungsreihe „REVOLUTION – Die Wissensshow zur Digitalen Gesellschaft“ findet im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2014  statt. Organisiert wird die Wissensshow von der Helmholtz-Gemeinschaft.

Googles „Ich im Internet“ und die Verwendung einer medienethischen Expertise

Meine diversen Engagements in der wissenschaftlichen Medienethik (z.B. in der FG Ethik der DGPuK) führen dazu, dass ich ab und zu Interviewanfragen von Zeitungen und Hörfunksendern bekomme. Wenn ich keine Kollegin oder keinen Kollegen finde, der sich zu einer konkreten Frage besser auskennt und sich zu einem Interview bereit erklärt, mache ich das auch gerne selbst. Jedenfalls verstehe ich meine wissenschaftliche Rolle als Medienethiker so, dass ich nicht nur im wissenschaftlichen Bereich aktiv bin, sondern auch an dem medienethischen Diskurs außerhalb der engen Grenzen von „Wissenschaft“ teilnehmen möchte.

Vor ein paar Wochen bin ich von „Der Westen“ (Portal der WAZ Mediengruppe) angefragt worden, mich zu Googles Dienst „Me on the Web“ zu äußern (vgl. dies für eine kurze Erklärung). Die Anfrage skizzierte das Themenspektrum so: „bewegt sich zwischen dem narzisstischen Aspekt der Selbst-Googelei und den datenschutztechnischen Hintergründen“. Narzissmus, Datenschutz, Google – das sind also die medienethischen Themen, die für mediale Alltagskommunikation relevant sind.

Als Wissenschaftler muss man realistisch sein und nicht denken, dass man theoretische Differenzierungsbemühungen eins zu eins in die Mediensprache hinübertransportieren könnte. In diesem besagten Interview sind meine Aussagen sicher nicht falsch wiedergegeben worden. Aber natürlich werden sie in die Stoßrichtung eines Artikels eingepasst: Hier ging es der Autorin (bzw. der Redaktion) um Information, Orientierung, Werbung und um das Spiel mit den Ängsten und Befürchtungen der Nutzer (Google als Datenkrake…). Jedenfalls kann man mit Aufmerksamkeit rechnen, wenn man Googles privacy-Bemühungen zum Thema macht. Anstoß war vermutlich eine Presseerklärung bzw. Ankündigung von Google (vermutlich die hier).

Meine wissenschaftliche Expertise ist jedenfalls (wenn überhaupt) eine wissenschaftliche Expertise. Die Verwendung dieser Expertise in anderen Kommunikationszusammenhängen ist notwendig und sinnvoll, aber der andere Kontext verändert dann auch immer die Aussagen. Google zu „loben“, wie in dem Artikel geschrieben, würde mir wissenschaftlich jedenfalls nicht einfallen, auch wenn ich dort positive Aspekte entdecke (und die Thematisierung von Online-Identity und das Anbieten von Tools dafür sehe ich bei aller Ambivalenz durchaus positiv).