Politische Anthropologie der Kritischen Theorie?

In Otfried Höffes recht kritischer Rezension zu Emanuel Richters „Die Wurzeln der Demokratie“ (Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2008.)Höffe. Otfried: „Freundschaft ist Privatsache“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.2008, Nr. 174 / Seite 37, hier online lese ich, dass die Frankfurter Schule früher vehement eine „politische Anthropologie“ ablehnte, es also vermied, mit der Figur einer grundlegenden sozialen und/oder politischen Verfassung des Menschen zu argumentieren. Kann mir jemand sagen, warum oder was hier früher heißt? Was war denn die Alternative oder wie wurde statt dessen argumentiert?

Es geht dabei auch um den von Hegel stammenden Begriff der Anerkennung, der – soweit ich orientiert bin – den politisch-anthropologischen Kernbegriff aktueller praktischer sozialphilosophischer Bemühungen der Frankfurter Schule ausmacht (z.B. bei Honneth, vgl. dazu z.B. diese lesenswerte Zusammenfassung). Wenn damit der kantische Formalismus der Diskursethik bei Habermas korrigiert werden soll (über den Einstieg beim Motivationsproblem), dann ist das Argument gegen eine politische Anthropologie unter den Argumenten für einen kantischen Formalismus zu suchen. Oder?

Richter fühle sich laut Höffe der Kritischen Theorie nahe und bemüht sich im ersten Teil seines Buches darum, „allgemeine Bedingungen sozialer Existenz“ zu beschreiben. Damit entwirft er eine politische Anthropologie durch eine erkenntnistheoretische, eine sozialpsychologische und eine kulturanthropologische Grundlegung der Demokratie.

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