Gerade beginnt die Tagung „das neue netz“. Ich versuche wieder das Live-Blogging- weniger als Verlaufs- denn als Ergebnis- „Protokoll“.
Nach Begrüßung durch Florian Meyer und Grußwort durch Prof. Dr. Stöber beginnt im Slot 1 Jan Schmidt mit der „kurzen Geschichte des Web 2.0“. Er stellt diverse Visualisierungen des Web 2.0 vor (Collagen von Logos, Tag-Cloud von O’Reilly und die Landkarte des Web 2.0). Ihre Nachteile liegen in einer gewissen Statik, die die Prozesshaftigkeit des Phänomens und die Vorläufer des neuen Netzes nicht berücksichtigen. In diesem Sinne besser ist die Abbildung „The Rise of Citizen Media“ und ein Vorschlag, den Jan selber anbringt. Damit betont er die Kontinuität der Internetentwicklung und der damit zusammenhängenden Praktiken („inkrementeller Wandel“) statt eines revolutionären Bruches, der mit dem Start des Web 2.0 augenscheinlich angefangen habe.
Entscheidend ist dann die Analyse dieser Praktiken, womit dann ein bestimmter praxistheoretischer Ansatz als analytischer Rahmen verbunden ist. Mitberücksichtigt werden dabei Praktiken, die über das Netz „zeitlich wie ‚räumlich‘ “ hinausreichen. Das neuen Netz reicht also in das „echte Leben“ hinein. Jan formuliert die These, dass dieser Umstand gerade ein Kennzeichen des neuen Netzes ist. Damit sind die Voraussetzungen dargelegt, mit denen Jan seine trinitarische Analytik von Identitäts-, Beziehungs- und Wissensmanagement als Funktionen des neuen Netzes erläutert.
Folgen der Nutzungspraktiken bauen nicht nur auf Erfahrungen von außerhalb auf, sondern ihre Folgen reichen auch darüber hinaus: Etwa könnte die Zunahme von „Produsage“ auf eine Veränderung der gesellschaftlichen Wissensordnung hinauslaufen oder Machtverhältnisse neu sortieren.
Der nächste Vortrag von Kolleginnen und Kollegen (alle drei in schwarz-weiß…) von der Uni Hohenheim stellt den Mediennutzer in den Fokus. Zunächst stellt Monika Taddicken sie charakteristische „Wesensmerkmale“ des Web 2.0 vor: zentrale Plattform, vereinfachter Zugang, teil-öffentlich, nicht-flüchtig, Strukturierung durch Gemeinschaft (z.B. gemeinsames Tagging), Interaktivität und Vergemeinschaft. Zusammenfassend: „architecture of participation“ (O’Reilly), „Produsage“ und neuen Formen von Vergesellschaftung. Web 2.0 wird als „soziale Innovation“ verstanden, etwa durch „neue Teilhabemöglichkeit“. Systematisch unterscheiden sie nach Mikro-, Meso- und Makroebene und darin jeweils nach Ursachen und Wirkungen. Im Rahmen dieses Rasters kommt zunächst der Uses-and-Gratifications-Approach, dessen Grundannahme ein aktiver Rezipient ist, in der Vorstellung durch Anke Tschoerner zum Zuge. Dann verortet Ljewin Scheiko das Meinungsführer-Konzept in dem Raster. Dieser Ansatz geht davon aus, dass persönliche Kontakte als einflussreichste Informationsquelle angesehen werden und überträgt diesen Ansatz auf eine virtuelle Meinungsführerschaft durch Medien, Internet und Web 2.0. Gerade das Web 2.0 „bietet Meinungsführern eine hervorragende (globale!) Plattform“, womit natürlich Machtfragen verbunden sind.
[tag: dnn2007]
One comment
[…] “das neue netz? Bestandsaufnahme & Perspektiven” besuchen (und die Ergebnisse von Slot I, Slot II und Slot III kurz wiedergeben). Die Vorträge und Diskussionen fand ich sehr anregend, die […]